Der neue iMac. Oder: warum regt sich alles über (k)ein DVD-Laufwerk auf?

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Beim Apple-Event vom 23. Oktober stellte Phil Schiller den neuen iMac vor. In der siebten Inkarnation des All-In-One Rechners haben sich die Produktdesigner mal wieder alle Mühe gegeben. So flach wie dieser iMac war keiner seiner Vorgänger und auch der Wettbewerb hat derzeit kein vergleichbares Design im Angebot.


Dieses flache Design – das Gehäuse ist an den Rändern lediglich 5mm dick – wurde unter anderem dadurch erreicht, dass Apple wieder einmal kein optisches Laufwerk verbaut hat.

Ein Aufschrei ging durch die Welt. Ein Consumer-Produkt ohne optisches Laufwerk? Wie können sie nur? Wie soll man denn ohne optisches Laufwerk … ähm … also … jedenfalls geht das einfach nicht!

Nichts steht Apple schlechter als ein alter Zopf

Es ist nicht so, dass es das erste Mal war, dass Apple alte Zöpfe rigoros abschneidet. Bereits der erste iMac aus dem Jahr 1998 hat auf alles verzichtet was laut Apple nicht mehr nötig war. Damals verschwand das Floppy-Laufwerk und SCSI-Geräte wie zum Beispiel Drucker waren von heute auf morgen veraltet. Stattdessen wurde auf einen damals wenig verbreiteten Standard gesetzt: USB.

2001 folgte der Umstieg auf das Betriebssystem Mac OS X. Anders als bei OS9 wurde nun auf eine UNIX-Basis gesetzt.
Alte Mac-Programme konnten nur noch emuliert werden oder mussten vom Hersteller neu geschrieben werden.

Kurze Zeit später verschwanden aus den MacBook Pro Modellen die DVI-Ports für externe Monitore. Es kamen Mini-DVI, irgendwann Mini-DisplayPort, mittlerweile heißt die Technik Thunderbolt (die auch Mini-DisplayPort-Geräte unterstützt).

Egal ob Hardware oder Software

Als 2006 die Prozessor-Architektur von PowerPC auf Intel umgestellt wurde, war für die Software-Häuser der Welt wieder der Zeitpunkt gekommen, ihre Programme neu zu schreiben. Denn wie schon beim Umstieg auf OS X war auch hier die Übergangsphase, in der Programme unter beiden Architekturen gleichermaßen liefen, denkbar kurz.

2008 dann das MacBook Air. Bereits hier verzichtete Apple auf das optische Laufwerk. Wer dennoch auf ein solches angewiesen ist, für den gibt es ein externes Laufwerk im Apple Store. Auch ein Ethernet-Port war dem Gerät nicht vergönnt.

Dem DVD-losen MacBook Air folgte 2012 das MacBook Pro mit Retina-Display. Erst wurde das Laufwerk im Frühjahr aus der 15″-Version entfernt, dann zeitgleich mit dem neuen iMac aus der 13″-Variante.

Neues schafft Neues

Es fragt sich nun so mancher: warum tut Apple das? Nun, einerseits aus Design-Gründen. Es gibt an der Außenseite von Apple-Produkten keine endlos lange Port-Leiste, in der auch noch der vorletzte Schnittstellenstandard bis zur Unendlichkeit mitgeschleift wird. Sollte bei einer Übertragungsart auf eine Form von Kabel verzichtet werden können, dann fällt auch das irgendwann weg. Diverse Peripherie unterstützt einen der aktuellen Funk-Standards. Drucker, Festplatten, iPods, iPads und iPhones werden über das Netzwerk synchronisiert. Maus und Tastatur kommunizieren per Bluetooth mit dem Rechner.

Doch neben dem Design profitieren auch die weiteren Angebote Apples vom Verzicht auf alte Standards. Backups werden nicht auf Festplatten gemacht, sie lagern bei iCloud. Filme schaut man nicht auf DVD (BluRay wird erst gar nicht unterstützt), sondern man leiht oder kauft sie bei iTunes. Datenaustausch findet komplett über das Netzwerk statt (»AirDrop«). Software und sogar das Betriebssystem selbst werden ausschließlich aus dem Mac AppStore herunter geladen.

Heute kritisiert, morgen überall

Was anfangs immer wieder für Kritik von Kunden und Schelte durch Mitbewerber sorgt, wird nach nicht allzu langer Zeit zum Standard. Consumer-PCs besitzen längst keine Floppy-Laufwerke mehr. Ultrabooks, die besonders flachen und mobilen Laptops, verzichten mittlerweile ebenfalls auf optische Laufwerke. Kein namhafter Anbieter mehr, der nicht eine eigene Cloud-Lösung anbietet. Es gibt diverse Online-Angebote, um Filme und Musik in den verschiedensten Finanzierungsmodellen zu konsumieren und App Stores für so ziemlich jedes halbwegs moderne Betriebssystem.

Fazit

Bisher wurde Apple noch jedes Mal für die Art und Weise kritisiert, in der große Umstellungen vollzogen wurden. Doch auch dieser iMac wird sich einreihen. Einreihen in die vielen Beispiele, bei denen Apple als erster mit aller Macht einen weit verbreiteten Standard verbannt, um letztlich nur das erfolgreiche Vorbild für den Wettbewerb zu werden.

Bildquelle: www.apple.com

Der Autor

Unterstützt seit über 10 Jahren SaaS-Teams dabei fachliche und zwischenmenschliche Herausforderungen lösungsorientiert zu bewältigen.

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