Perfektes Timing und ein Gerücht: wie aus einem Schlagerstar ein Popstar wird

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Mit freundlichen Grüßen

Seit letzter Woche ist das Album auf dem Markt. »Mit freundlichen Grüßen« lädt uns Heino zu seinem neuen Album ein. Nun, wirklich neu ist es nicht. Die Titel sind allesamt Coverversionen erfolgreicher deutscher Titel, von Interpreten wie Sportfreunde Stiller, Die Ärzte, Rammstein und einigen mehr.

Hier soll es auch gar nicht darum gehen das Produkt musikalisch zu bewerten, sondern nur aus Sicht der Vermarkter zu betrachten. Denn das Marketing allein ist ein Meisterwerk.

Ein – fast – neuer Look

Heino präsentiert sich als der Rocker unter den Schlagerstars. Eine schwarze Limousine bringt ihn zu seinen Terminen. Er selbst trägt eine nietenbesetzte Lederjacke, einen Totenkopfring und natürlich die obligatorisches Heino-Brille. Von der Facebook-Seite grinst uns ein Totenschädel mit eben dieser Brille und passender Frisur an.

Entsprechend dieser Verkleidung kommt das Album zu einem hervorragend gewählten Zeitpunkt: keine zwei Wochen vor dem großen Faschingsfinale. Außerdem enthält es Lieder, deren Refrain in den Faschingshochburgen wohl jeder mitsingen kann.

So weit, so gut. Wie aber konnte es passieren, dass Heino am ersten Veröffentlichungswochenende sämtliche Download-Charts des Landes nicht nur stürmt, sondern digitale Verkaufsrekorde für einen deutschen Künstler aufstellt?

Die BILD hilft mit

Wieder mal hilft in diesem Fall der Axel Springer Verlag kräftig mit. Der Album-Untertitel »Das verbotene Album« wird von ihm genutzt, um daraus die Story zu schustern Heino habe sich von keinem einzigen Musiker die Erlaubnis für seine Cover geholt. Und das ist sogar richtig. Er muss es nämlich gar nicht. Da sämtliche Künstler GEMA-Mitglieder sind, reicht es die geplante Veröffentlichung anzukündigen und die entsprechenden Tantieme zu bezahlen.

Doch die Art und Weise, wie Springer das Album zum Thema gemacht hat (die Vorlage »Das verbotene Album« konnte kaum besser verwandelt werden), hat dem Ganzen einen unglaublichen Schub gegeben. Man stellt Gerüchte von ungehaltenen Künstlern, z.B. Rammstein und Die Ärzte, in den Raum, die vom entsprechenden Management gar nicht so schnell dementiert werden können, wie sie sich im Netz verbreiten. So schnell ist ein Selbstläufer geboren. Die BILD versteht ihr Handwerk und alle anderen schreiben fleißig bei ihr ab.

Die Motivation, das Album letztlich zu kaufen, sei dahingestellt. Ob nun aus Neugierde, zur Belustigung oder einfach nur weil einem die Interpretation gefällt, bleibt jedem selbst überlassen. Fakt ist, dass das Marketing funktioniert.

Wer auch immer die Idee zu diesem Album und der Art es zu veröffentlichen hatte: herzlichen Glückwunsch, sie war genial.

Der Autor

Unterstützt seit über 10 Jahren SaaS-Teams dabei fachliche und zwischenmenschliche Herausforderungen lösungsorientiert zu bewältigen.

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