Von Redakteuren, Holzfällern und Peopleizern – die 25. SMN in Stuttgart

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Wie die Stuttgarter Zeitung den Weg in die Social Media Welt sehr spielerisch, dafür aber unglaublich erfolgreich gemeistert hat, erklärt Tobias Köhler sehr anschaulich. Eleftherios Hatziioannou, Peopleizers bringt aktuellen Input von der SXSW 2013 mit, zeigt wie man die Menschen hinter den Bildschirmen erreicht und macht eine Liveschalte in den Mittleren Osten und nach London. Ein kurzer Rückblick auf die 25. Social Media Night des Social Media Club in Stuttgart am 8. Mai 2013.

Weckle für Thierse und die harten Eier beim Chef

Tobias Köhler ist Leiter des Online-Ressorts der Stuttgarter Zeitung. »Zeitung, das ist das hier.« – hält eine Zeitung in die Luft – »Die Älteren unter euch werden sowas noch kennen!?« Tatsächlich sind die Leser, die ein klassisches Print-Abo haben, im Durchschnitt sicher über 50, aber von der Auflage von 190.000 (inkl. Stuttgarter Nachrichten) sind mittlerweile schon 3,5%, also 6.500 Stück E-Paper.

Das Bild des Zeitungslesers ist eingestaubt – ebenso allerdings auch das Bild, das die Leser von den Redakteueren haben. Insgesamt arbeiten bei der Stuttgarter Zeitung fünf Online-Redakteure, die die Artikel auf der Webseite koordinieren – doch jeder einzelne Redakteur bereitet seine Artikel für alle möglichen Medien auf. So können auf der Webseite viele aktuelle und vor allem lokale Themen angeboten werden. Interessantes wird auch auf der seit 2009 bestehenden Facebookseite geteilt. »Die Leser wollen Infos und Emotionen«, sagt Köhler.

Die Online-Redaktion geht das Thema Social Media dabei sehr spielerisch an: mit viel Liebe, aber ohne Agentur und ohne Budget. Man probiert aus, was ankommt und meistens kommt es richtig gut an. Geteilt wird, was in den Sinn kommt: interessante Artikel von der Webseite, Karikaturen, Stuttgart-Bilder von Usern, schwäbischer Foodporn aus der Pressehaus-Kantine. Bei den Fans kommt das an, die Stuttgarter Zeitung duzt sie und sie fühlen sich wohl dabei.

Auch gab es es zum Beispiel im letzten Jahr einen Adventskalender, bei dem sich jeden Tag eine Tür im Pressehaus geöffnet hat, dahinter am 1. Dezember der Empfangstresen, am 24. der Chefschreibtisch. Der Chef ist übrigens selten in der Kantine anzutreffen – warum kam bei der Adventskalendererstellung raus: er hat meist »zwei harte* Eier und ein Schinkenbrot dabei« (*Anm. hart gekochte Eier). Ein Schelm, wer hier Böses denkt. Das Ausplaudern dieses Geheimnisses, ja sogar ein Versprecher ist mal erlaubt. Der Onlineredaktion wird viel verziehen, sie genießt Narrenfreiheit. Als die schwäbisch-berlinerische Brötchendiskussion auf ihrem Höhepunkt ist postet man frech einfach nur eine Foto mit »Weckle für Thierse«.

Doch nicht nur die Print-Inhalte wandern ins Web. Heute ist ein Facebook-Kommentar als Leserbrief so viel schneller wieder in der Printausgabe als früher. Es werden Leserkonferenzen veranstaltet und man sammelt online Feedback zur Print-Ausgabe. Zudem betreibt die Redaktion noch weitere Facebookseiten, unter anderem »Stadtkind Stuttgart«, »Stuttgart-West«, »0711Sued« und andere. Wer also wissen will, was in Stuttgart passiert, ist hier immer noch einen Ticken schneller und dazu noch unterhaltsam informiert.

Social Media Beyond Borders

Eleftherios Hatziioannou, bis 2011 Global Social Media Manager bei Mercedes-Benz, ist das, was man einen global vernetzten Social Media Guru nennen kann. Beyond Borders, darum geht es ihm. Social ist gleich Mainstream, local Services rücken in den Vordergrund – in USA sponsert Google freies WiFi für ganze Städte. Es geht um Big Data, die Cloud, Realtime Marketing und APIs. »Facebook ist nur die Spitze des Eisberges.«

Gerade kommt er von der SXSW 2013 in Austin, Texas zurück. Er hat dort viele interessante Menschen getroffen. Einige Buchempfehlungen der wichtigsten Personen hat er für uns im Gepäck: »What’s the Future of business?« von Brian Solis oder »Return on Relationship« von Ted Rubin.

Doch nun zu den schon erwähnten Borders und ihrer Überwindung:
Individual Borders: Vorbild sein und leben! Risiken eingehen – nicht um Erlaubnis fragen, um Verzeihung bitten. Sich vernetzen und austauschen, auch außerhalb des Unternehmens.
Organizational Borders: Im Office keine Grenzen schaffen, lieber einen »Spielplatz für Erwachsene« daraus machen. Jeder darf mit jedem reden – Hauptsache, am Ende ist dem Kunden geholfen. Kultur ist wichtig, abteilungsübergreifendes Handeln auch. Klein anfangen, sich dann steigern.
International Borders: Global denken, lokal handeln. Zentrale Richtlinien, Technologien und Ressourcen für Synergien und Konsistenz nutzen. Know-How-Transfer und Erfahrungsaustausch.

Wie einfach und kinderleicht das geht zeigt Hatziioannou dann abschließend mit einem Onlinemeeting über dozeo (übrigens auch ein stuttgarter Start-up) mit einer Liveschalte zu Firas Steitiyeh, The Online Project (Mittlerer Osten) und Luc Boitel, Hootsuite (London).

Ach ja, wer sich jetzt immer noch fragt, was die Holzfäller in der Überschrift suchen: es gab eine Umfrage zu den beliebtesten und unbeliebtesten Berufen. Platz 200 von 200 ging an die Holzfäller – die Redakteure lagen glücklicherweise noch davor – auf Platz 196 nämlich. »Von Holzfällern und Redakteuren« war auch der Titel von Tobias Köhlers Vortrag. Die Online-Redaktion der Stuttgarter Zeitung beweist damit noch einmal mehr ihren Humor.

Der Autor

Selbständige Kommunikationsdesignerin, offline wie online zuhause und immer neugierig auf technische Spielereien und aktuelle Entwicklungen im Social Web.

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