Von A bis Z: Akzeptanz und Zuverlässigkeit – Arbeitgeber und Zufriedenheit

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Die 29. Social Media Night am 9. Oktober 2013 in Stuttgart: »Ziel, Zweck und Weg – Social Media zwischen Pragmatismus und Hype« mit dem spontan eingesprungenen Bernhard Jodeleit von Lots of Ways, »Wie Social Media die HR-Arbeit von morgen inspiriert« mit Miriam Specht von Yellow Frog und »Online-Reputation und Arbeitgeberbewertungsplattformen« mit Carolin Horn von kununu.

Von Akzeptanz bis Zuverlässigkeit – ein kleines Social-Media-ABC

Bernhard Jodeleit ist heute spontan für die erkrankte Tatjana Becker eingesprungen. Als Folien wollte er einen heute noch schnell erstellten Blogbeitrag nutzen, doch dank perfekter Firewall hatte er sich selbst aus seinem Blog ausgesperrt. Zudem hatte er heute noch einen Zwischenfall mit Kaffee und Wasserschaden zu managen, sodass es mehr als Glück war, dass er pünktlich im Mercedes Museum erschienen war. Die visuelle Unterstützung des Vortrages fiel also aus und man konnte dadurch Jodeleits lebhafter, unterhaltsamer Vortragsweise umso besser folgen.

Jodeleit fasst für uns ein ABC der Begriffe zusammen, die für ihn im Bereich Social Media relevant sind. Hier ein kurzer Auszug:

  • D wie Direktheit: man sollte direkt adressieren können. Frauen machen das ja angeblich gerne – einen Sinnspruch als Bild mit allen 300 Freunden teilen in der Hoffnung »er« sieht es und weiß, dass er gemeint ist.
  • E wie Empathie: sollte jeder Social Media Manager mitbringen. Menschen liken eine Seite und entliken sie auch wieder – sie wollen Werbung aber keine Werbung. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt.
  • G wie Gelassenheit: ja, Jodeleit sagt von sich selbst, er sei Shitstorm-Berater. Ein Shitstorm sei überhaupt nicht schlimm – die meisten Unternehmen gehen daraus gestärkt hervor.
  • L wie lustig: »Wenn’s keinen Spaß macht isses doof.« – »Wenn’s zuviel Spaß macht, dann aber auch.«
  • T wie Themen: Die Inspiration für Posts sollte nicht nur aus dem eigenen Facebook-Newsfeed stammen. Jodeleit empfiehlt, auch mal Zeitung zu lesen – andere Themen zu scouten.

Ich hoffe, ich habe nicht allzuviel verraten, denn das komplette A bis Z gibt es nun dank überwundener technischer Probleme auf dem Blog von Lots of Ways nachzulesen.

Lebenslauf vs. Facebook-Profil – wie HR von Social Media lernen kann

Miriam Specht fragt sich, wie man eine Bewerbung sexy aussehen lassen kann. Bewerbungen und deren Bewertung seien doch schließlich eine extrem emotionale Sache. Auch die meisten Stellenanzeigen, so findet sie, sehen doch eher abtörnend aus.

Was in der klassischen Form der Bewerbung sichtbar ist, ist aber nur die Spitze des Eisberges – ein Minimum der Dinge, die einen Menschen ausmachen. Was dort nämlich sichtbar ist sind Ausbildung, Schulbildung, Softskills und Branchenerfahrungen – meist nur gekürzt zusammengefasst. Nicht sichtbar aber ebenso wichtig sind allerdings auch Prägung, Antrieb, Kompetenzen, Visionen, Interessen, Ziele und Werte.

Wichtig ist doch nicht »Passt der Mensch zu unserem Unternehmen?« (das ist die Grundvoraussetzung) – sondern vielmehr »Macht er uns erfolgreicher?«, welchen Beitrag bringt er ein? Als Unternehmen muss man neue Wege gehen: Aufgaben auf Kompetenzen zuschneiden – nicht anders herum. Denn Studien belegen, dass Menschen durchschnittlich 3 Stunden täglich tatsächlich produktiv arbeiten; nur 30% ihrer Fähigkeiten einbringen, sprich 70% der Ressourcen werden verschwendet. Man sollte also Mitarbeiter kompetenzorientiert einsetzen. Menschen wollen nicht Karriere machen (was auch immer Karriere heute noch bedeutet – laut Stellenanzeigen kann man ja heute Karriere bei Aldi machen) – sie wollen einen Ort, an dem sie wachsen können. Und so, fordert Specht, sollten sich auch Unternehmen darstellen: als Orte, an denen man sein will.

BewerbungSchöner als ein Facebook-Profil

Doch was macht Miriam Specht mit ihrer Arbeit konkret? Ja, Bewerbungen sexy! Weg mit den Bleiwüsten – auf Facebook präsentiert man sich ja schließlich auch viel ansprechender! Für Bewerbungsunterlagen nimmt sich Specht zehn bis zwölf Stunden Zeit für einen intensiven Dialog mit dem Kunden. Heraus kommen dabei mehrseitige Berwebungsunterlagen mit einer der Zeit angepassten Aufteilung. Langweilige Portraitfotos sind out. Das Foto muss dem potentiellen Arbeitgeber sagen: »Ich schmeiß deinen Laden!« und nicht »Ich stehe vor einem hellgrauen Hintergrund und halte den Kopf leicht schief.«. Neben dem moderneren Bewerbungsfoto findet sich bei Specht ein individueller Motivationstext. Weiter arbeitet sie mit Meilensteinen anstatt eines klassischen Lebenslaufes. Relevant sind Momente und Erfahrungen, die mich geprägt haben und nicht das zweiwöchige Praktikum während der Schulzeit. Weiter beleuchtet Specht die Kompetenzen des Bewerbers und arbeitet sie heraus. Was motiviert mich? Und schließlich: ein Interview mit dem Kandidaten mit allen üblichen Personaler-Fragen und natürlich gut überlegten Antworten. Ja, das fänden Personaler meist doof, räumt Specht ein. Klar, was sollen die dann auch noch fragen. Gut so, meint Specht, sollen die sich doch mal neue Fragen ausdenken!

Miriam Spechts Bewerbungen sind aber keinesfalls nur etwas für Kreative, die einen Job bei einer Werbeagentur suchen. »Nein, das (Anm.: diese Art von Bewerbung) geht so auch an Banken.«

»Das schlimmste Unternehmen, für das ich jemals gearbeitet habe!«

Ein sehr kontrovers diskutiertes Thema bringt Carolin Horn von kununu mit. kununu ist ein Arbeitgeberbewertungsportal und 100%-Tochter von XING. Bewertungen von kununu sind in den Unternehmensprofilen von XING sichtbar und können auch direkt über XING anonym abgegeben werden. Dafür gibt es eine Punkteskala von 1 bis 5 und einen Bewertungstext. Firmen können auf die einzelnen Bewertungen mittels einer Stellungnahme antworten.

Statistiken belegen, dass 64% der Befragten ihren Arbeitgeber ihren Freunden nicht weiterempfehlen würden. 85% haben keine oder nur eine geringe Bindung zum Arbeitgeber. Die Zufriedenheit mit dem Arbeitgeber, so Horn, sei = Realität – Erwartungen. Die Mitarbeiterfluktuation in den ersten zwei Monaten nach Einstellung sei geringer, wenn die Mitarbeiter schon vorher von Problemen und negativen Punkten gewusst hätten und sich darauf einstellen konnten. Wenn Mitarbeiter gehen ist das immer teuer für Unternehmen: sie gehen mit ihrem Fach- und Insiderwissen zur Konkurrenz, machen sich selbständig und werden so zu neuer Konkurrenz oder reden schlecht über ihren alten Arbeitgeber und beschädigen dessen Image.

BewertungenAktuell sind rund 480 Tsd. Bewertungen auf kununu online. Die Bewertungen sind allerdings nicht nur in den XING-Unternehmensprofilen sichtbar, sondern auch in Stellenanzeigen auf XING werden sie eingeblendet. Unternehmen mit schlechten Bewertungen nennen das Ruf schädigend, drohten schon mit Klagen. Ein Thema, über das man sich wohl gut streiten kann. kununu sagt, die Bewertungen werden sehr genau geprüft – viele auch gelesen. Wenn über ein XING-Profil abgegeben, können sie auch mit dem Lebenslauf gegengecheckt werden. Eine kleine Ungewissheit, ob die Bewertungen also alle korrekt sind, bleibt.

Nicht nur ehemalige Mitarbeiter bewerten Arbeitgeber – es werden auch viel aktuelle Arbeitgeber bewertet. Oft auch durch Aufforderung der Unternehmen an ihre Angestellten. Oft, so erzählt Horn, würde durch die unzufriedenen Bewertungen auch erst ein Dialog mit der Personalabteilung entstehen – schade, dass es Menschen gibt, die sich trauen anonym negative Bewertungen abzugeben, aber nicht den Mut haben mit ihrem Vorgesetzten zu sprechen.

Allerdings gibt es Unternehmen, die ihre schlechte Gesamtbewertung durch den Dialog mittels Stellungnahmen wieder ausgleichen. Ein Beispiel hierfür ist Parship. Auch KPMG Schweiz macht hier alles richtig: ein Ansprechpartner bietet den vertraulichen Kontakt, um über die Missstände zu sprechen.

Natürlich gibt es auch unschöne Fälle, die ein Arbeitgeberbewertungsportal wie kununu kritisierbar machen: Eine Angestellte in einem Beratungsunternehmen (sicher eine arbeits- und konfliktreiche Branche) schreibt in ihrer Bewertung von schlechter Work-Life-Balance und 10-Stunden-Tagen – sicher also nicht ungewöhnlich für das Beratungsgeschäft. Die Stellungnahme des Arbeitgebers rückt diesen allerdings nicht wirklich in besseres Licht: Der Arbeitgeberin sei schon in der Probezeit wieder gekündigt worden. Nach Kenntnisnahme ihres Textes sei das auch selbsterklärend.

Grundsätzlich ist es aber bei kununu wie auch bei anderen Bewertungsportalen: sehr gute Unternehmen und sehr schlechte werden viel bewertet. Alle, die im mittleren Bereich liegen müssen aktiv ihre Bewertung einfordern.

Ach ja: am 16. Oktober ist Boss-Day in USA und Kanada – da sagt man seinem Chef, wie gern man ihn hat und wie toll seine Arbeit ist. Ein paar Blümchen können sicher auch nicht schaden.

Die nächste Social Media Night findet am 6. November statt. Mit dabei: Bosch mit dem Thema des weltweiten Social Enterprise und Oliver Gassner mit seiner aktuellen Buchveröffentlichung zu Google+. Tickets gibt es wie immer hier.

Der Autor

Selbständige Kommunikationsdesignerin, offline wie online zuhause und immer neugierig auf technische Spielereien und aktuelle Entwicklungen im Social Web.

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