Facebook – was kommt dann?

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Facebook – was kommt dann?

In letzter Zeit häufen sich derartige Nachrichten, dass Facebook seinen Zenit überschritten haben könnte. In den USA gab es schon vor einiger Zeit Berichte über eine Stagnation des Social Networks und auch in Deutschland kam es zum Ende des Jahres 2012 erstmals zu sinkenden Nutzerzahlen.

Zugegeben, in einem Dezember weniger Nutzerzahlen zu haben als in einem November ist ein Kunststück, das nicht nur Facebook gelingt. Dennoch bleibt zu bemerken, dass der Drang, alles permanent und andauernd mit Facebook teilen zu wollen, wohl zurück geht.

Mehr als Facebook

Allerdings bedeutet dies nicht automatisch, dass der Wunsch zur Kommunikation zurück gegangen ist. Dienste wie Tumblr erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Instagram war, bis zu seinem Fauxpas bezüglich seiner Nutzungsbedingungen, in einem permanenten Höhenflug. Dass die Nutzer aber auch ohne den von Facebook aufgekauften Dienst den Wunsch haben Ihre Alltagsbilder zu teilen, zeigt die plötzliche Beliebtheit der deutschen App »EyeEm«, deren Aufstieg parallel mit den ersten Einbrüchen Instagrams begann.
Der Messenger-Dienst »WhatsApp« dominiert seit Monaten die AppStores der verschiedenen Anbieter und das, obwohl er – anders als Facebook oder Instagram – sogar Geld kostet.

Schon im Sommer des vergangenen Jahres fragte ich mein Netzwerk, ob es nur mir so geht, dass der Newsstream innerhalb Facebooks nur noch von Seiten gefüllt wird und Nachrichten der eigentlichen Freunde zur Seltenheit geworden sind. Das Feedback damals war verhalten, es wurde oftmals auf das berühmte Sommerloch verwiesen. Doch bis heute hat sich mein Eindruck kaum gebessert. Den Newsstream dominieren Facebook-Seiten. Sei es mit Postings, die tatsächlich aktuell sind oder mit Sponsored Stories, also künstlich (sprich finanziert) im Stream gehaltene Meldungen einer Seite. Gleichzeitig wird der Ticker auf der rechten Seite von Frictionless-Sharing-Apps dominiert. Das sind jene Apps, die die Nutzung durch den User automatisch bei Facebook dokumentieren.

Max Mustermann hört Biene Maja auf Spotify

Seit seinem Börsengang ist Facebook mehr denn je bemüht, die Geldgeber milde zu stimmen und ihnen ein vielversprechendes Bild der Zukunft zu zeichnen. Durch dieses Ansinnen entstand unter anderem das Frictionless Sharing. Es gibt auch tatsächlich Anbieter, die von diesem Angebot profitiert haben. Der Musik-Streaming-Dienst SoundCloud erfreut sich einer nie dagewesenen Beliebtheit. Zwar geht diese auch mit einem verbesserten Nutzungserlebnis einher (die Website sowie die App wurden erst kürzlich überarbeitet), dennoch war Frictionless Sharing ein Segen für SoundCloud. Auch andere Anbieter haben in der Vergangenheit davon profitiert. Wieder andere sind jedoch gnadenlos gescheitert und haben nach nur kurzer Laufzeit ihre Dienste eingestellt.

Warum aber ist das Thema Frictionless Sharing so schwierig? Nun, zum einen stellt man dem Nutzer die Hürde, dass man dieser App seine Zustimmung gewähren muss. Wird man also durch einen Freund auf ein bestimmtes Angebot aufmerksam, muss man diesem erst einmal diverse Rechte innerhalb des eigenen Accounts einräumen, bevor man es überhaupt nutzen kann.
Auf der anderen Seite hat die Zahl der Apps, die diese Art der automatisierten Kommunikation nutzen, derart überhand genommen, dass man sich vor Meldungen schlichtweg nicht mehr retten kann.

Überfüllt mit Belanglosem

Die Nachrichten, die über Facebook auf einen einprasseln, sind mittlerweile so zahlreich, dass man sich ganz einfach nicht mehr damit auseinander setzen möchte. Es gleicht einem vor Jahren kostenlos angelegtem E-Mail-Konto, das mittlerweile tausende von ungelesenen Nachrichten enthält und aus reiner Überforderung schon nicht mehr geöffnet wird. Zwar gibt es dann vielleicht die ein oder andere Nachricht in dieser Flut, die einen eventuell sogar interessiert hätte. Durch die permanente und mobile Nutzung des Internets haben sich jedoch zwischenzeitlich viele weitere Kommunikationswege aufgetan. Es ist dadurch also sehr wahrscheinlich, dass man diese eine interessante Nachricht bereits woanders gelesen hat.

Im Jahr 2013 angekommen, kann das Netzwerk Facebook seinem selbstgesteckten Anspruch »cool« zu sein nicht mehr stand halten. Zu sehr sitzen die Investoren im Nacken. Gleichzeitig gibt es jede Menge Entwickler, die die Schwächen des blauen Riesen erkennen und mit einem auf diese Probleme ausgerichteten Ansatz ein neues, hippes, vielleicht einfach nur anderes Netzwerk/Produkt schaffen. Es ist nicht gesagt, dass diese Entwicklungen bzw. Produkte von dauerhaftem Erfolg sein werden. Sicher ist in meinen Augen aber, dass Facebook unter dem Druck Geld verdienen zu müssen einbrechen wird. Wie Yahoo oder MySpace vor ihm, war Facebook zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Mittlerweile ist es aber genau wie seine Vorgänger zu groß, zu träge und zu behäbig geworden, als dass es allen Ansprüchen der nach wie vor beeindruckenden Zahl an Nutzern da draußen gerecht werden könnte.

Fazit

Die Menschen werden aber weiterhin intensiv kommunizieren. Nur wird es alles ein bisschen kleiner, ein bisschen spezieller, ein bisschen weniger Facebook.

Der Autor

Unterstützt seit über 10 Jahren SaaS-Teams dabei fachliche und zwischenmenschliche Herausforderungen lösungsorientiert zu bewältigen.

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