Die AllFacebook Marketing Conference in München startete pünktlich um 9 Uhr mit einer kleinen Begrüßung durch die Initiatoren Phillip Roth & Jens Wiese. Circa 400 Teilnehmer hatten sich im Leonardo Royal Hotel München eingefunden.
Anleitung zum Unglücklichsein: 10 Regeln wie man als Marke und Agentur auf jeden Fall an Facebook verzweifeln wird.
Gerald Hensel (Scholz & Friends Digital)
Den Start machte der sympathische Gerald Hensel. Sein Vortrag behandelte die größten Fehler, die man als Facebook Seitenbetreiber machen kann. So tauchten auf den Slides die gängigen unbedachten Sätze auf, die wohl jede Social Media Agentur nur zur Genüge kennt, wie: »Wir müssen was auf Facebook machen«.
Sehr plakativ dargestellt und auch kreativ und gut verständlich vorgetragen, war es doch eher ein Vortrag für blutige Anfänger, die gerade die ersten Gehversuche auf Facebook starten. Für die anwesenden meist professionellen Social Media Agenturen war es jedoch eher eine nette Einführung in die noch folgenden Vorträge.
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Slideshow
Hesel auf Facebook
Facebooks Preferred Marketing Developer Programm: Einblicke in das Ecosystem und die Chancen für Agenturen und Entwickler. Best Practices und Erfolgsgeschichten.
Moritz Schäufele (Facebook)
War der erste Vortrag noch für Anfänger, so ging es mit Moritz Schäufele, Teamleiter des PMD Programms in Deutschland, umso tiefer in die Mysterien von Facebook – Mysterien deshalb, weil kaum einer, der sich mit dem PMD Programm beschäftigt, wirklich verstanden hat, worum es in diesem Vortrag ging. Der Vortrag des sympathischen Redners war schlecht vorbereitet und chaotisch. Sein Hauptziel – die Gewinnung von Agenturen für das PMD Programm in Deutschland – hat er damit wohl leider nicht erreicht. In der anschließenden Fragerunde wurde er ziemlich auseinander genommen und auch die Twitterwall ließ kein gutes Haar an ihm. Trotzdem trug er es mit Humor und empfahl allen, die doch noch wissen möchten, was das PMD Programm von Facebook genau ist, hier tiefer in die Materie einzusteigen.
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PMD Programm
Facebook Ads: Faktoren für das erfolgreiche Buchen von Werbekampagnen auf Facebook
Martin Assmann (iCrossing)
Dieser Vortrag war einer der Vorträge, die im Programmheft am vielversprechendsten klangen.
Einführend wurde nochmals schön dargestellt, warum User eigentlich Facebook nutzen: nämlich hauptsächlich, um sich mit Freunden zu verknüpfen und nicht – wie manch ein Unternehmen denkt – um Werbung zu sehen. Darauf basierend zeigte Martin Assmann verschiedene Möglichkeiten, Ads zu schalten, auf. Dabei hob er vor Allem die noch selten verwendete »Domain Sponsored Story« hervor, die sehr viele Möglichkeiten bietet und durchaus die auf den ersten Blick kompliziert erscheinende Einrichtung wert ist (P.S.: guter Artikel hierzu). Im Folgenden wurde auf die verschiedenen Rollen der Seitenbetreiber eingegangen und die größten Fehler (im Slide genauer aufgeführt), die bei der Anzeigenschaltung gemacht werden. Hier wurde explizit hervorgehoben, dass für die Ad Erstellung der Power Editor wesentlich besser ist als der Ads Manager. Der Vortrag bot alles in allem einen guten Einblick in die Ad Erstellung, auch wenn etwas mehr Tiefgang wünschenswert gewesen wäre.
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Slideshow
Facebook B2B: Begeistern oder Belächeln?
Lufthansa Cargo über vermeintliches Kistenschieben und Faszination Luftfracht
Matthias Eberle (Lufthansa Cargo) & Carolin Biebrach (Lufthansa Cargo)
Matthias Eberle und Caroline Biebrach stellten ihre FB Seite der Lufthansa Cargo auf sympathische Weise und gaben während ihres sehr schön gehaltenen Vortrags tiefe Einblicke in Ihre tägliche Arbeit mit Mitarbeitern, Piloten und Kunden. Besonders interessant hierbei war, dass es sich hierbei um ein B2B Unternehmen handelt. Wer nun aber dachte, Lufthansa Cargo würde durch Facebook neue Geschäfte generieren, wurde leider enttäuscht. Hauptgrund für das Engagement auf Facebook ist die Erkenntnis, dass dort sowieso über das Unternehmen geredet wird – ob mit oder ohne Präsenz. Vorausgegangen war ein shitstorm noch bevor Lufthansa Cargo überhaupt auf Facebook vertreten war. Durch die sehr positive Stimmung seiner Fans erhofft sich das Unternehmen, einen erneuten shitstorms abfangen zu können. Ein weiterer Grund ist die Gewinnung von Mitarbeitern, die über diese Plattform sehr gut gelingt. Ein Besuch der Facebookseite lohnt sich in jedem Fall.
Abschied vom Gewinnspiel-Tab: Integriertes Facebook Marketing mit Open Graph Apps & Pages
Michael Kamleitner (Socialisten)
Gleich vorab: es war der beste Vortrag der Konferenz – sympathisch vorgetragen, nicht zu technisch und trotzdem sehr aufschlussreich. Vorgestellt wurde zunächst ein Beispiel, wie Facebook Marketing nicht funktioniert: in Gewinnspiel-Tabs. Darauf aufbauend erklärte Michael Kramleitner sehr anschaulich, wie es stattdessen mit einer Open-Graph-Lösung funktioniert, ohne dass mobile Nutzer auf eine nicht optimierte, eventuell leere weiße Seite geleitet werden. Deshalb: Weg von Gewinnspiel Tabs hin zu Open-Graph-Lösungen. Auch wenn das Budget für eine volle mobile Version (geschätzter Mehraufwand von ca. 20%) nicht reicht, gibt es verschiedene Fall-Back-Lösungen, die den Benutzer abfangen und freundlich darauf hinweisen, dass es für dieses Gewinnspiel leider keine mobile Variante gibt. Applaus nochmals an dieser Stelle für einen wirklich guten Vortrag.
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Die Socialisten auf Facebook
Slideshow
Involving Content & Involving Apps: Die unterschätzten Tabs
Thorsten Habermann (Telefonica – O2) & Christian Clawien (Interone)
Bei diesem Vortrag kommen wir zu einem Streitthema: der Nutzung von Tabs auf Facebook, um Inhalte einzubinden. Der Vortrag war sehr anschaulich, doch blieb bei den meisten doch die Frage zurück, ob es wirklich »social« ist, so viel Content in die Facebook-Seite einzubinden oder ob hier leicht übertrieben wird. Dennoch ist das Vorgehen von O2 recht interessant und auch für andere Firmen sicherlich eine Option – also einfach mal bei O2 durch die aktuellen Tabs stöbern und seine eigene Meinung dazu bilden.
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Telefonica O2 auf Facebook
Katzenvideos oder Produktinfos, das ist hier die Frage
Warum wir eine neue Bewertung von Fanseiten, Unternehmensinhalten und Erfolg brauchen
MarKo Petersohn (As im Ärmel)
MarKo Petersohn berät hauptsächlich Versicherungen im Bereich Social Media. Hierzu hat er eine Studie über ein Jahr geführt, zu welchen Themen und wohin zielführend auf der jeweiligen Facebook-Seite gepostet wird. Daraus hat er eine sehr anschauliche Systematik erstellt, anhand derer man schnell einen Überblick bekommt, wo das Hauptaugenmerk der Seitenbetreiber liegt. Da jedoch so ziemlich alle Versicherungen vorgestellt wurden, konnte sich der ein oder andere Teilnehmer das Gähnen nicht ersparen, und auch die Twitterwand »twähnte« vor sich hin. Sein Fazit: da alle Seiten eigentlich ähnliche Zahlen an Fans aufweisen, sind alle Vorgehensweisen richtig, je nachdem was man erreichen möchte. Aus dem Raunen der Teilnehmer wurde deutlich, dass dieses Fazit für eine über ein Jahr gehende Studie schwach ist und Lücken aufweist. Es ist aber eine Überlegung wert, ob man dieses Schema nicht auf die eigene Seite anwendet, um so immer wieder die Zielsetzung zu kontrollieren.
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Slideshow
Facebook Ads: »Zurück in die Zukunft: Eine Reise ins Ungewisse« – von FBX und Social Video zu TV Werbung
Markus von der Lühe (AdPalor)
Markus von der Lühe bringt Ordnung in den Wust von Anzeigenformaten bei Facebook. Es wurde sehr gut veranschaulicht, welche Möglichkeiten zur Verfügung stehen und welche tatsächlich zum Erfolg führen. Dabei hob er die Newsfeed Ads besonders hervor – im Gegensatz zu einigen Vorrednern, die der Meinung waren, dass man hier aufpassen sollte. Glaubt man den Charts im Vortrag, hat AdPalor hier wohl nicht nur keine Probleme sondern sogar gute Erfolge. Auch sehr interessant ist das Anzeigenformat »unpublished Post«, welches nicht unbedingt mit der Seite zusammenhängen muss und dadurch – zum Beispiel bei der Zielgruppe – mehr Möglichkeiten offen lässt. Eine weitere sehr interessante Methode, Facebook Ads zu schalten, ist Facebook Exchange: damit ist es möglich,User zu erreichen, die extern – also auf anderen Seiten – genau nach diesem Thema gesucht haben. Auch vorgestellt wurde Custom Audience Targeting, das allerdings an die Grenzen des in Deutschland machbaren stößt. Hier gibt es berechtigte Zweifel, ob dieses Format nicht gegen die Datenschutzbestimmungen in Deutschland verstößt. Abschließend gab er Aussicht auf ein Format, welches sich in der Region TV Werbung abspielen soll und zum Beispiel reale Einkäufe mit Facebook verknüpft. Es ist aber sehr fraglich, ob sich solche Anzeigenformate in Deutschland durchsetzen können.
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Adpalor auf Facebook
Slideshow
Ecommerce und Social, wie passt das wirklich zusammen?
Clelia Morales (eBay) & Felix von Kunhardt (Sellaround)
Dieser Vortrag war der einzige, der auf Englisch gehalten wurde – und einer der professionellsten. Er drehte sich vor Allem um den Likebutton auf der eigenen Homepage oder im Shop. Der Vortrag hat nochmals klar verdeutlicht, wie wichtig es ist, den Like- oder Sharebutton nicht wahllos auf der Seite zu verteilen sondern gezielt einzusetzen– und zwar am Besten nachdem der Kunde ein bestimmtes Produkt gekauft hat. Dies wurde sehr anschaulich am Beispiel von ebay erklärt. Sehr aussagekräftig ist der Unterschied zwischen dem Klickanteil auf Produktdetailseiten und direkt nach dem Kauf (Produktdetailseite nur 0,1% im Vergleich zu 2% nach dem Kauf).
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Slideshow
Vom Social CRM über die Business Intelligence zum RoI
Martin Szugat (SnipClip)
Martin Szugat verstand es, ein komplexes Thema sehr anschaulich zu erklären. Da der Vortrag sehr ins Detail ging, hier nur das Fazit: Gerade für Kampagnen mit Einladungsmechanismen – wie zum Beispiel Gewinnspiele, bei denen man eine bestimmte Anzahl an Freunden einladen muss – ist es erfolgsversprechender, wenn deren Anzahl gering ist und am Besten sogar Freunde vorgeschlagen werden, die bereits daran teilgenommen haben. Sinn ist es, durch die stärkere Vernetzung unter den Teilnehmern mehr Interaktion zu erreichen. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Gewinnspiele ist, diese nicht einfach zum Kundenwohl zu veranstalten sondern vorher Ziele zu definieren und herausfinden, wie man diese erreichen kann. Dies wurde anhand von Lufthansa sehr schön erklärt. Bei deren Aktion ging es darum, herauszufinden wie viele der Fans auch Kunden sind. Daher musste man, um am Gewinnspiel teilzunehmen, seine Meilen-Nummer eingeben. Betont wurde allerdings auch, dass solche Aktionen lange im Voraus geplant werden müssen, um alle Datenschutzbestimmungen zu überprüfen und Verstoße zu vermeiden.
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SnipClip auf Facebook
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Facebook ist mobil – und ihr?
Jasper Krog & Christian Lee Rottmann (Edelman Digital)
Jasper Krog und Christian Lee Rottmann verdeutlichten in Ihrem Vortrag noch einmal, was das durchgängige Thema fast aller Vorträge war: Facebook ist vor Allem eins und zwar mobil. Thematisiert wurden demzufolge die mobilen User – wann sind diese am aktivsten (siehe Slides), was interessiert sie und was sind mögliche Stolperfallen. Hauptstolperfallen liegen meist direkt in Text und Bild eines Post: Texte sind zu lang, Bilder zu groß, sodass diese abgeschnitten werden und das Thema der Posts verloren geht. Sehr hilfreich hierfür ist eine Checkliste auf Slide 25 der Präsentation, was bei einem erfolgreichen mobilen Post zu beachten ist. Auch hier wurde nochmals die Problematik von Gewinnspielen auf mobilen Endgeräten aufgenommen. Schätzungsweise handelt es sich um einen Mehraufwand von circa 20%, ein Gewinnspiel auch mobile-fähig zu umzusetzen. Allerdings wurde auch betont, dass es verschiede Fallback Varianten gibt, die den Nutzer abholen und nicht im Regen stehen lassen (siehe Slides)
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Edelmann Digital auf Facebook
Slideshow
3 ½ Thesen zur Bedeutung des neuen Newsfeeds für Marken!
Johannes Lenz (AKOM360)
Johannes Lenz ist kurzfristig eingesprungen, was man seinem Vortrag aber nicht anmerkte. Seine Slides sind so gut gemacht, dass es eigentlich nicht viel zu kommentieren gibt. Er hat auch bereits einen interessanten Artikel zu diesem Thema auf allfacebook veröffentlicht. So bleibt nur zu sagen, dass auch hier wieder deutlich die mobility in den Vordergrund rückt. Sehr interessant ist hier das neue Feature, dass bei Posts nun auch der Status offline, online und mobil angezeigt wird. Dies wird aller Wahrscheinlichkeit zu noch mehr Interaktion untereinander führen.
Links:
Akom360 Blog
Johannes Lenz auf Facebook
Slideshow
allfacebook Artikel: http://bit.ly/10wsjCL & http://bit.ly/11f4akU
Facebook Graph Search
Wird Facebook die größte Suchmaschine und was müssen Unternehmen beachten?
Curt Simon Harlinghausen (AKOM360)
Vorgestellt wurde die neue Graph Search von Facebook und der Unterschied zu Google klargestellt: Google sucht semantisch, also nach der Bedeutung des Inhalts, während Facebook nach Handlungen und Menschen sucht. Die Suche auf Facebook kann aber natürlich nur so gut sein wie die Inhalte, die es von Usern erhält. Will man also, dass etwas gut auffindbar ist, sollte man sich ähnlich wie bei Google über die Benennung von Handlungen und Bildern Gedanken machen. So ist ein Bild mit einer aussagekräftigen Benennung auffindbar, mit dem Originalnamen von der Kamera kann Facebook jedoch nichts anfangen. Demzufolge sollte man als Seitenbetreiber seine Seite auch auf die Auffindbarkeit hin optimieren. Bilder sollten richtig mit Keywörtern benannt werden und Posts Keywörter enthalten. Bestimmte Merkmale werden höher gelistet als andere. So ist zum Beispiel ein aktuelleres Foto (beeinflussbar auch durch Graphik Programme) höherwertig als ein Foto, dass zu einem früheren Datum aufgenommen wurde.
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Slideshow
Fazit:
Abschließend muss ich sagen, dass es ein sehr informativer Tag war. Die Themen waren abwechslungsreich und für jeden war etwas dabei. So tummelten sich unter den Teilnehmern sowohl Mitarbeiter von großen Fernsehsendern oder eines großen Möbelhauses, aber auch kleine bis ganz große Agenturen.
Ich für meinen Teil hätte mir nicht nur Beispiele anhand großer Firmen und Top-Agenturen gewünscht, zumal ich den Eindruck hatte, dass auch viele andere der anwesenden Agenturen eher die mittelständischen Firmen betreuen. Nichtsdestotrotz waren die Vorträge sehr inspirierend und aus fast jedem Vortrag konnte man das ein oder andere mitnehmen. Auffällig hierbei war das durchgehende Thema Mobilität. Für meinen Geschmack waren es nur etwas zu viele Vorträge, die manchmal zu wenig ins Detail gingen.
Alles in Allem war es jedoch ein gelungener Event. Deshalb an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an das Team von allfacebook.com.
Einziger echter Kritikpunkt ist das fast gänzlich fehlende Internet, da das WLAN des Hotels überlastet war.